Vereinsgeschichte
Wie alles begann
Das Sauerland für den fremden Wanderer zu erschließen, war das Ziel der 31 Männer, die sich am 14. September 1890 als fünfte Abteilung des Sauerländischen Gebirgsvereins in Herscheid zusammenschlossen. Sie sahen ihre vorrangige Aufgabe darin, Wegweiser an Kreuzungen anzubringen, Wege zu zeichnen und Ruhebänke aufzustellen.
Ein hölzerner Turm auf der Nordhelle, der zwar der Landvermessung gedient hatte, gewährte dem Wanderer damals auf der höchsten Erhebung des Ebbegebirges einen weiten Blick über die Höhen des Sauerlandes.
Dieser markante Punkt war es wohl, der den Abteilungsvorsitzenden Dr. Theodor Hohl Mitte der neunziger Jahre veranlasste, den Grund und Boden im Bereich der Nordhelle in den Besitz des SGV Herscheid zu bringen. Vielleicht hatte er damals schon den Plan, auf der Nordhelle einen Aussichtsturm zu errichten, denn in den Jahren um die Jahrhundertwende entstanden im Sauer- und Siegerland zahlreiche solcher Türme, so dass man fast von einer Turmseuche sprechen konnte.
Der Robert-Kolb-Turm entsteht
Die Verwirklichung dieser Idee war aber nicht einfach, denn die Beschaffung der erforderlichen Mittel für den Neubau eines Turmes zog sich über Jahre hin, so dass erst am 21. September 1913 ein aus Bruchsteinen errichteter Aussichtsturm unter Beteiligung vieler Menschen aus allen Himmelsrichtungen eingeweiht werden konnte. Mit dem Namen Robert Kolb sollte der Turm an den Mann erinnern, der als Hauptwegewart ein vorbildliches System zur Zeichnung der Wanderwege geschaffen hatte.
Mehr als 100 Jahre waren fortan die Geschichte der Abteilung und das Schicksal des Kolbturms eng miteinander verbunden. Immer wieder musste sich der Abteilungsvorstand mit diesem Thema, besonders mit den witterungsbedingten Schäden befassen, die sich schon sehr früh zeigten und sogar eine zeitweise Schließung des Turms notwendig machten.
1940 wurde der Turm dann für militärische Zwecke von der Heeresverwaltung beschlagnahmt und bei den Kämpfen im Ebbegebirge 1945 so stark beschädigt, dass an eine Wiedererrichtung kaum zu denken war.
Da die Nordhelle schon immer ein günstiger Punkt für die Nachrichtenübermittlung war, erklärte sich der Nordwestdeutsche Rundfunk 1951 bereit, den Turm für eine Summe von 50.000 DM wieder instandzusetzen und einen UKW- Sender darauf zu installieren. Das war die Rettung! Schon nach drei Jahren übergab der NWDR den Turm, nachdem ein neuer Sendeturm errichtet worden war, wieder in die Obhut des SGV.
Die Herscheider Hütte
Mit der Einrichtung des Naturparks Ebbegebirge nahm der Zustrom von Erholungssuchenden ständig zu. Da es an einer Rastmöglichkeit und vor allem an Toiletten auf den Höhen des Ebbegebirges fehlte, entschloss sich die Abteilung – mit fachlicher Unterstützung durch ihren Vorsitzenden Paul Brinkmann – 1966/ 67, in unmittelbarer Nähe des Kolbturms eine kleine Gaststätte, die „Herscheider Hütte“, heute „Gaststätte Nordhelle“, zu errichten.
Die witterungsbedingten Probleme wurden dadurch nur größer. Immer wieder waren Reparaturen erforderlich, bis schließlich in den ersten Jahren des neuen Jahrhunderts die Pläne reiften, eine gründliche Außen- und Innensanierung in Angriff zu nehmen.
Ein neues Gewand für den Turm
In der Verantwortung des Hauptvereins und des damaligen Hauptgeschäftsführers Wolfgang Ecker gelang das Jahrhundertwerk: am 22. Juni 2011 wurde der mit sibirischem Lärchenholz verkleidete Turm in Anwesenheit zahlloser Gäste von nah und fern eingeweiht, zwei Jahre später wurde der 100. Geburtstag – wieder in einer großen Festgemeinde – festlich begangen. Mit Hilfe des Forsts wurden auch die Aussichtsmöglichkeiten verbessert.
Volkswandertag in Herscheid – eine Erfolgsgeschichte
Durch die Fertigstellung der Autobahn 45, der so genannten „Sauerlandlinie“, konnte der Naturpark Ebbegebirge nun in kürzester Zeit erreicht werden.
Um die Wanderer mit dem Wegenetz der Ebbegemeinde vertraut zu machen, wurde 1969 die erste Volkswanderung „Rund um Herscheid“ gestartet. Diese große Wanderveranstaltung am Himmelfahrtstag brachte mehr als zwei Jahrzehnte lang viele tausend wanderfrohe Menschen nach Herscheid.
Das Leben in der Abteilung bekam durch die Volkswanderung ebenso neuen Auftrieb wie durch das Reibekuchenbacken, das seit 1971 am dritten Septembersamstag die große SGV- Familie zusammenführte, zunächst am Kolbturm, später in Ober-Stuberg und seit 1983 auf dem Hof Alberts in der Dorfmitte.
Die 100 sind voll – Alt und modisch, aber auf keinen Fall altmodisch
1990 feierte die Abteilung in einem festlichen Rahmen in der Gemeinschaftshalle ihr hundertjähriges Bestehen. In einer umfangreichen Festschrift, für die Herbert Schulte verantwortlich war, wurde das Wirken der Männer und Frauen festgehalten, die sich über viele Jahrzehnte für Heimat und Natur eingesetzt hatten.
Mit einem vielseitigen Veranstaltungsprogramm, das mehrtägige Wanderfahrten, Tagesfahrten und Radtouren ebenso enthält wie Tageswanderungen, Exkursionen, Vorträge und Besichtigungen, leistet die Abteilung heute einen wertvollen Beitrag zur Gestaltung des dörflichen Gemeinschaftslebens.
Auch in Sachen Umwelt- und Naturschutz ist der SGV weiter aktiv.
Naturkundliche Wanderungen und Aktivitäten wie die regelmäßige Wartung des festen Krötenzauns bei Verse und Vogelsang und die Teilnahme an den Müllsammelaktionen Marketingvereins gehören zum Alltag der Abteilung.
Wegen dieses Einsatzes wurde die SGV- Abteilung Herscheid 1990 vom damaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker mit der Eichendorff- Plakette ausgezeichnet, der höchsten staatlichen Auszeichnung für Gebirgs- und Wandervereine in der Bundesrepublik.
Die Arbeit der Wegezeichner für jeden aufs Papier gebracht
Ein Erfolg ist auch die Neuauflage der Herscheider Wanderkarte, ein Dauerbrenner in Buchläden und Geschäften, wo man diese mittlerweile vierte Auflage der von der Abteilung herausgegebenen Karte kaufen kann.
Seit seiner Gründung ist der SGV die nicht wegzudenkende Institution, die für die Zeichnung der Wanderwege zuständig ist und heute 160 km Wegenetz betreut.
Die junge Stimme des SGV
Wir sind ein Verein mit vielfältiger Vergangenheit.
Dass die Abteilung aber nicht von gestern ist, dass zeigt sich unter anderem auch in der Familienarbeit.
Wurde diesem Bereich in der jüngeren Vereinsgeschichte nicht mehr so viel Bedeutung beigemessen, so hat sich seit dem Jahr 2015 wieder ein Team gefunden, welches Veranstaltungen für Kinder und junge Familien anbietet.
Hier ist für jeden etwas dabei!
Sei es eine Fahrt in den Kletterwald, eine Draisinentour, das Vater-Kind-Wochenende, Bastelnachmittage oder eine Kanutour.
Das Angebot ist bunt und breit gefächert.
Dies lässt uns optimistisch in die Zukunft blicken.
Auf die nächsten 125 Jahre!
Frisch auf!